Allmannsdorfer müssen auf Verkehrs-Entlastung warten / J.-P. Rau

Sie drängen auf Tempo 40 auf der Durchgangsstraße, die Grünen würden sogar gerne Tempo 30 beschließen. Doch eine Verbesserung für die Anwohner in Allmannsdorf ist auf die Schnelle offenbar nicht zu machen. Das wurde im Konstanzer Gemeinderat deutlich.

Mit einer schnellen Lösung gegen den Verkehrslärm und die Gefährdung von Fußgängern und Radfahrern in Allmannsdorf wird es erst einmal nichts. Die Forderungen der Bürgervereinigung Allmannsdorf-Staad wurden im Gemeinderat am Donnerstagabend zwar mit Sympathie aufgenommen, Beschlüsse dürften aber erst in einigen Monaten fallen. Denn zunächst wird der Technische und Umweltausschuss mit dem Thema befasst. Dabei, so die einhellige Meinung von Stadträten, soll auch die neue Situation seit Eröffnung der Westtangente berücksichtigt werden. Die Umfahrung von Wollmatingen solle Bürger aus den Vororten ja auf die neue Route bringen. Gerade aus Litzelstetten biete es sich an, nicht mehr über die Mainau und durch Allmannsdorf zu fahren, sondern über die Westtangente und die Reichenaustraße, hieß es.

Teilort werde vom Verkehr zerschnitten

Bevor der Gemeinderat das Thema überhaupt besprechen konnte, machte sich Sven Martin, der Vorsitzende der Bürgervereinigung Allmannsdorf-Staad, in der Bürgerfragestunde Luft. Eine Beruhigung und Entlastung sei „seit Jahrzehnten ein Anliegen“, der Teilort werde „zerschnitten durch den Verkehr“. Hart ging Martin mit der Arbeit im Rathaus ins Gericht: „Die Verwaltung sagt uns immer, was nicht geht – aber nie, was geht.“ Baubürgermeister Kurt Werner konterte, es gebe eine breite Bürgerbeteiligung in Sachen Umgestaltung der Allmannsdorfer Ortsmitte. Bei den Gestaltungsfragen spiele auch der Verkehr eine große Rolle.

Klaus-Peter Koßmehl (CDU) begründete den neuerlichen Vorstoß damit, dass die Westtangente jetzt neue Verkehrsströme ermögliche. Damit könne man erneut über Tempo 40 wie in Wollmatingen sprechen. Werner Allweiss (Freie Grüne Liste) sagte, die Fraktion gehe mit einem Vorzug für Tempo 30 in die anstehenden Debatten. Auch die Bebauung des Gärtnerei-Brunner-Areals habe die Situation verändert. Alexander Stiegeler (Freie Wähler) berichtete, Anwohner hätten ihn auf die gefährliche Einmündung gegenüber dem Gasthaus Adler hingewiesen, hier seien auch Radfahrer bedroht. Jürgen Wiedemann (Unabhängige Fraktionsgemeinschaft) erklärte mit Bezug auf die Debatte um Tempo 30 in Petershausen, die Stadt solle ihr Straßennetz gesamthaft betrachten. Kurt Werner sagte, auch dies sei Thema im für November erwarteten Masterplan Mobilität.

Wie es im Technischen und Umweltausschuss nun weitergeht, ist offen. Die Stadtverwaltung hat bereits in den früheren Jahren dargelegt, dass Tempo 40 aus rechtlichen Gründen nicht möglich und auch nicht erforderlich sei. Alternativvorschläge für eine Entspannung der Situation wurden aber auch am Donnerstagabend nicht präsentiert.

Tempolimits und ihre Probleme

Anwohner fordern häufig, dass der Verkehr vor ihren Haustüren gebremst wird. Ganz so einfach ist das aber nicht zu machen, wie Beispiele auch aus Konstanz zeigen.

Tempo 40 in Dettingen: Auf der Durchfahrt durch den Bodanrück-Teilort gibt es seit Jahren einen erbitterten Streit um Tempobremsen. Wegen der Beschränkung auf 40 Kilometer in der Stunde gab es schon politische Debatten und Rechtsstreitigkeiten. Wie im benachbarten Litzelstetten geht es unter anderem um die Funktion als Erholungsort, die eine Drosselung zulässig machen würde. Auch als Hindernisse aufgestellte Blumenkübel sind Gegenstand der Auseinandersetzung.

Tempo 40 in Wollmatingen: Auf der Haupt-Durchfahrt durch den Stadtteil darf man seit Jahren nur 40 statt der innerorts sonst üblichen 50 Stundenkilometer fahren. Mit einer trickreichen Begründung hatte dies vor allem der frühere Oberbürgermeister Horst Frank durchgesetzt. Die Klagen der Anwohner sind dennoch nicht verstummt. Nachdem die Westtangente in Betrieb ist, scheint jetzt sogar eine Begegnungszone mit Tempo 20 möglich. Das jedenfalls sagt Baubürgermeister Kurt Werner.

Tempo 30 auf allen Nebenstraßen: Auch das wird immer wieder diskutiert. Im Kern geht es darum, was die Stadt als „Vorbehaltsnetz“, also als Hauptstraßen festlegt. Auf ihnen lassen die Straßenverkehrsbehörden im Kreis und im Regierungspräsidium regelmäßig keine Abweichung vom normalen Innerorts-Tempo 50 zu.

Tempo 30 auf der B 31: Auf der Bundesstraße 31 gibt es ein 30er-Limit in Hagnau (ganztags) und Friedrichshafen-Fischbach (nachts). Hier fußen die strengen Begrenzungen auf gesetzlich verankerten Lärm- und Feinstaubgrenzwerten: Das Verkehrsaufkommen ist auf der B 31 sehr viel höher als etwa in Allmannsdorf.

2013-Oktober-10-Suedkurier-Verkehr-Tempo