Ärger um Maschendrahtzaun am Schmerzenmösle / K. Schlüter

Eine Absperrung um das Studentenwohnheim am Schmerzenmösle in Allmannsdorf ärgert die Betroffenen. Das Studentenwerk „Seezeit“ nennt Müll und Sicherheit als Gründe.
Fast könnte man es einen Schildbürgerstreich nennen: Das Wohnheim am Schmerzenmösle in Allmannsdorf wurde auch deshalb mit einem Architekturpreis ausgezeichnet, weil der Bau sich offen und durchlässig in die Landschaft einfügte. Ausgerechnet dieses Gebäude wurde nachträglich eingezäunt. Maschendraht schließt nun nicht nur die vorher offen zugänglichen Fahrradabstellplätze ein, sondern versperrt den Studenten auch den Zugang zur angrenzenden Wiese. Gleichzeitig können die Anwohnerkinder das Wohnheimsgelände nur noch über Umwege zum Spielen nutzen. Anwohner und Studierende protestieren nun gegen den Maschendraht.

Studierende wenden sich an Bürgervereinigung

Die Bürgervereinigung Allmannsdorf-Staad (BAS) ist auf Bitten der Studierenden aktiv geworden. „Früher gab es einen fließenden Übergang zwischen Anwohnern und Studenten, jeder konnte die Wiese nutzen“, sagt BAS-Vorsitzender Sven Martin. Seine Tochter Muriel bestätigt: „Ich habe hier immer gern gespielt und bin zum Molchteich beim Wohnheim gegangen. Den Zaun finde ich doof.“

Wohnheimssprecher Konstantin Klein ergänzt: „Uns hat es nie gestört, wenn die Kinder kamen. Aber es stört uns, das das Studentenwerk Seezeit bei vielen unserer Wünsche sagt, es sei kein Geld da. Für den Zaun war plötzlich Geld da.“ Laut Seezeit-Geschäftsführer Helmut Baumgartl hat der Zaun, der vor seinem Amtsantritt errichtet wurde, 3000 bis 4000 Euro gekostet.

„Wir sind eine Anstalt öffentlichen Rechts und können kein Geld zum Fenster hinauswerfen. Sie können sich vorstellen, welchen Druck wir hatten, dass dieser Zaun errichtet wurde“, so Baumgartl. Warum Druck? Zum einen hat sich der Pächter Stefan Mayer beschwert, der die angrenzende Wiese im Auftrag des Grundstücksbesitzers (Amt Vermögen und Bau) mäht. „Die Studenten müssen kapieren, wo die Grundstücksgrenze ist und wo man nach einer Feier Müll hinwirft und wo nicht“, sagt Mayer.

„Die Leute haben kein ökologisches Bewusstsein“

„Die Wiese gehört zum Landschaftsschutzgebiet Natura 2000, aber die Leute haben kein ökologisches Bewusstsein“, schimpft er. Auch Thomas Schumacher vom nahen Haettelihof sagt: „Wenn meine Kühe Müll fressen, können sie sterben. Deshalb lasse ich sie nur auf der Wiese weiden, wenn dort aufgeräumt ist. Das war letztes Jahr durch den Zaun zum ersten Mal der Fall.“

Dennoch sei er nicht für eine Absperrung, sondern gegen Müll. „Ich kann mir auch eine Lösung jenseits des Zauns vorstellen“, so Schumacher. Dazu appellieren er und Stefan Mayer auch an die Hundebesitzer. „Es ist nicht lustig, wenn einem beim Mähen der Kot um die Ohren fliegt“, sagt Mayer. „Manchmal würde ich gern alle Flächen einzäunen, für die ich zuständig bin.“

Das zweite Problem neben dem Müll sei die Sicherheit, sagt Helmut Baumgartl: „Wenn den Anwohnerkindern auf dem Grundstück oder im Teich etwas passiert, haften wir.“ Der Seezeit-Geschäftsführer ist aber zu Gesprächen bereit. Nach der Anfrage des SÜDKURIER habe er gleich eine E-Mail an die Bürgervereinigung geschickt und einen Terminvorschlag für ein Treffen gemacht.

„Schade finde ich nur, dass die Studierenden nicht den persönlichen Kontakt zu mir gesucht haben“, so Baumgartl. Vielleicht ist dies der Beginn einer zaunfreien Zukunft. Studenten und Anwohner jedenfalls beteuern: „Wir sind bereit, nach Partys gemeinsam aufzuräumen.“

Wem das Gelände gehört und warum der Zaun erlaubt ist

Die Eigentumsverhältnisse: Das landwirtschaftliche Grundstück, also die Wiese neben dem Studentenwohnheim am Schmerzenmösle, befindet sich im Eigentum des Landes Baden-Württemberg, vertreten durch den Landesbetrieb Vermögen und Bau in Konstanz. Das Gelände ist zur landwirtschaftlichen Nutzung an Stefan Mayer verpachtet. .Er mäht die Wiese einmal pro Jahr und betreut auch die Felder ringsherum. Das angrenzende Studentenwohnheim gehört dem Studentenwerk Seezeit. Das sagt die Stadt: Auf die Anfrage der Bürgervereinigung Allmannsdorf-Staad (BAS) an Bürgermeister Kurt Werner gab dieser zur Antwort: „Für den Umbau der Studentenwohnanlage Am Schmerzenmösle ging am 1.3.2012 bei der Stadt Konstanz durch das Studentenwerk Seezeit ein Bauantrag ein. Dieser wurde genehmigt. Die errichtete Zaunanlage war nicht Bestandteil dieses Antrags. Die Zaunanlage ist aber als verfahrensfrei einzustufen. Auch der Bebauungsplan Jungerhalde/Bettengasse ermöglicht ausdrücklich die Errichtung einer Zaunanlage. Ich stimme Ihnen aber darin zu, dass ein Verzicht auf eine derartige Einfriedung sicherlich empfehlenswert wäre.“ Martin Wichmann, stellvertretender Leiter des Amtes für Stadtplanung und Umwelt, hat sich den Zaun angeschaut. Er sagt: „Aus Sicht der Landschafts- und Ortsrandgestaltung und des Übergangs in die freie Landschaft ist ein Zaun störend. Eine Entfernung wird bei einem entsprechenden Umgang der Nutzer daher grundsätzlich begrüßt.“ (kis)

2013-Juni-21-Suedkurier-Jungerhalde-Zaun