„Tiefenschärfe“ – ein Projekt zur hochauflösenden Vermessung des Bodensees / Martin Wessels
Die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) hat mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union (aus dem Interreg-IV-Programm) zwischen 2012 und 2015 den Bodensee neu vermessen lassen. Meine Aufgabe war die Planung, Antragstellung und Projektleitung der Vermessung. In diesem Beitrag möchte ich zeigen, warum eine aufwändige Seebodenvermessung für den Gewässerschutz wichtig ist, wie das gemacht wird und welche Ergebnisse dabei herauskommen. Einige Beispiele dafür kommen aus der Konstanzer Umgebung.
Warum Seebodenvermessung?
Der Bodensee und seine Ufer sind enorm attraktiv und viel genutzt. Einige wenige Beispiele sind die Freizeitnutzung, die Fischerei, die Seeufer als heiß begehrte Wohngegend, die Flachwasserzone als Fundstelle für archäologisches Kulturgut (die Pfahlbauten), die Nutzung als Trinkwasserreservoir und natürlich die Attraktivität des See als landschaftlich und ökologisch sehr wertvolles Gebiet. Diese vielen Ansprüche an den See liefern einige Gelegenheiten für Auseinandersetzungen. Um sie besser beurteilen zu können, muss man den See möglichst gut verstehen. Dazu gehören die chemische Wasserqualität und die Ökologie (siehe die Diskussion um Nährstoffe und Fischerträge), aber auch die Kenntnis des Seebodens. Wichtige Gründe für eine hochauflösende Seenvermessung lassen sich unter folgenden Stichworten zusammenfassen.
Grundlagendaten: Eine genaue Bodentopographie ist die Grundlage für eine Vielzahl wissenschaftlicher und wasserwirtschaftlicher Fragestellungen und somit von hohem Nutzen für einen langfristig vorsorgenden Gewässerschutz. Neben den großen Veränderungen bei der Nährstoffsituation gibt es z.B. langfristige Trends bei Wasserständen, die von Klimaänderungen überlagert werden. Beide Prozesse haben direkte Auswirkungen in der Flachwasserzone (z.B. die Lage der Schilffronten, das Wachstum der Unterwasservegetation), und beeinflussen wiederum die Erosion und Anlandung.