Stolpersteine / Alexander Gebauer
Als ich im vergangenen Jahr, es war der 9. November, ein Donnerstag, ein Tag an dem in besonderer Weise an die Opfer des Nationalsozialismus gedacht wird, abends durch die Stadt ging, leuchteten da und dort vor Gebäuden und Haustüren Kerzen, auch Blumen lagen um die im Boden eingelassenen, aus goldschimmernder Bronze gegossenen „Stolpersteine“, vermutlich hat jeder von uns sie schon bemerkt. Menschen standen in kleinen Gruppen meist schweigend um sie versammelt. An die Schicksale vom Nationalsozialismus verfolgter, entrechteter, ermordeter Mitbürger wurde da gedacht, ihre Namen und Schicksale waren in diese im Kerzenlicht aufleuchtenden Steine graviert. Was mussten die Menschen empfunden, gelitten haben die diese Türen geöffnet und geschlossen, die dort gelebt, dort ihr „zu Hause“ hatten. Der Schrecken, wie überfallartig rasch der mörderische Terror über sie gekommen ist, keine Gewissensregung, kein Recht ihn aufhalten konnte. Ist es nur ein hilfloser Selbstbetrug, dass wir solche Verbrechen auf Dauer bannen können? Gelingt uns das bloß brüchig und zeitweise? …